Lieder im Volkston, heißt das neueste Werk von Christian Glowatzki
Um das moderne Volkslied geht es in dieser Episode. Wie es dazu kam und was das genau bedeutet erfahren wir vom Komponisten selbst, wenngleich ein persönliches Interview diesmal nicht möglich war, die Antworten auf meine Fragen hab ich dennoch bekommen und hier festgehalten.
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Zur Zeit treffe ich hin und wieder frühere Gäste von Heikes Stadtgeflüster. Und es ist schön, zu sehen, wie sie sich, oder ihre Projekte weiter entwickelt haben.
Einer davon ist Christian Glowatzki. Vielleicht erinnert ihr euch noch an ihn. 2013 im Herbst durfte ich ihn besuchen, da stand er kurz vor der Premiere seiner Weihnachtskantate. Nun hat er eine neue Komposition veröffentlicht. Diesmal geht es um ein ganz besonderes Liederheft.
Es war aus verschiedenerlei Gründen nicht möglich, dass wir uns persönlich sprechen, aber ich hab das Interview mit Christian schriftlich geführt und erzähl euch, was er mir mitgeteilt hat.
Vorneweg, nochmal kurz zur Erklärung, Christian ist Kirchenmusiker, Dirigent, Chorleiter, Musiklehrer, aber vor allem auch Komponist. Er lebt und arbeitet in Bad Windsheim, wobei Musiker ja im Prinzip ortsunabhängig sind.
Bei seinem neuesten Werk handelt sich um „Lieder im Volkston“, also eigentlich Volkslieder. Ob sie sich als Volkslieder etablieren, wird die Zukunft zeigen. Jedenfalls hat Christian Glowatzki zeitgenössische Reimdichtungen im Sinne des Volksliedes vertont. Zum Liederbuch ist auch eine CD erschienen. Die CD soll helfen, die Lieder besser ins Ohr zu bekommen. Und auch für Menschen, die nicht gewohnt sind selbst zu singen, soll die CD eine Art Stütze sein. Das Besondere ist, dass in diesen Liedern zeitgenössische Reimdichtung und die schlichteste Form des Liedes eine organische Einheit bilden.
Daher sind diese Volkslieder für jeden gedacht, der Lust hat am singen.
Das Volkslied selber hat ja eine riesige Spannweite. Man kann es zu Hause singen, im Kreise von Bekannte, am Lagerfeuer, aber auch im Konzertsaal. Der Windsbacher Knabenchor zum Beispiel hat hier einiges an Höchstleistungen vorgelegt. – So sieht Christian Glowatzki seine Lieder: Volkslieder sind „aus der Zeit für die Zeit“. Man drückt damit Gefühle, Zugehörigkeit oder Identität aus. Das hat etwas mit der in uns über viele Jahrhunderte gewachsenen Kultur zu tun. Volksgesänge im Allgemeinen gibt es seit Jahrtausenden und in allen Kulturen. Volkslieder im Speziellen sind eine besondere Entwicklung im Herzen Europas. Man muss sich aber nicht von den weitschweifenden Bedeutungen leiten lassen. Es genügt, wenn man die Lieder zu Hause singt und sich daran erfreut.
Nun war es aber nicht ganz so einfach Texte für diese Idee zu finden. Das liegt daran, dass Christian für die Vertonung von Texten im Sinne des Volksliedes Vorlagen benötigte, die sich reimen und eine klare Struktur haben, die bestimmten Anforderungen in Bezug auf ihrem Inhalt genügen. So hat er in Buchhandlungen vergeblich passender Lyrik gesucht, die sich reimt. Wenn es dann doch mal was gab, schwang immer ein unterschwelliger Atheismus mit. Sowas wollte der bekennende Christ nicht vertonen. Auf verschiedenen Verlagsseiten bot sich dasselbe Bild. Bis Christian Glowatzki dann den Arnshaugk-Verlag entdeckte. Da gibt es ganze Bibliotheken voll von zeitgenössischer Reimdichtung, wie zum Beispiel Gedichtbände von Fritz Usinger, Rolf Schilling, Horst Lange, Oda Schäfer, Florian Kiesewetter, natürlich Uwe Lammla und vielen anderen. Namen, die Christian vorher nie gehört hatte, wie er zugibt. Aber er ist sehr angetan von ihren Werken, es seien ganz hervorragende Dichter! Seitdem hat er so viele Gedichte gelesen, wie nie zuvor in seinem Leben.
Und was macht das Heft nun so einzigartig?
Christian erzählt, dass seine Komponistenkollegen ihn mit unter fragen, „Wie er nur solche Volkslieder schreiben könne?“
Die Antwort ist für ihn einfach, „mach ich ja nicht nur. Ich schreibe atonale Konzertmusik, Kantaten, die sich aus tonaler und atonaler Musiksprache speisen und eben Volkslieder. Und alles kommt aus einem musikalischen Denken.“ Ja, im gewissen Sinne sind die Lieder einzigartig. „Aus der Zeit für die Zeit“ Lieder zu schreiben, die die Möglichkeit bieten seine Kultur weiterzuleben und sich selbst in diesen Liedern wiederzufinden, das macht heute in dieser Form so gut wie niemand. Im U-Musik-Bereich gibt es hie und da einige Bands und Musiker. Aber von Volkston kann da keine Rede sein. Und wenn Musiker diese Bestrebungen haben, dann ist die Musik oft so speziell, dass sie von Beginn an nur einem kleinen Kreis offenbar wird, erklärt Christian Glowatzki.
Wie kam Christian nun auf die Idee zu diesem Liederheft?
Die Idee, ausgerechnet solche Texte zu vertonen hatte er schon lage. Und wie bereits erwähnt, hat er auch lange gesucht um passende Texte zu finden. Wenn man sich die Musikgeschichte ansieht, so haben zu jeder Zeit Komponisten Texte aus ihrer Zeit vertont. Ein Impuls für Christian, denn schließlich muss das doch auch für ihn heute möglich sein. Und dann hat er mit der Suche begonnen.
Auf die Frage nach der Zukunft erklärt Christian, dass dies erst der erste Streich gewesen sei. Das Projekt „Lieder im Volkston“ soll auf jeden Fall weitergehen. Momentan arbeitet er an der zweiten CD. Eine dritte ist geplant. Lieder hat er genug geschrieben. Allein letztes Jahr waren es knapp 70.
Außerdem hat er zwei weitere Kantaten zu Texten von Carola Moosbach geschrieben. Die heuer in Uffenheim uraufgeführt werden. Eine weitere Kantate mit dem Titel „Glaubensfragen“ führt Kirchenmusikdirektor Maier aus Pirna bei Dresden Ende 2017 auf. Es warten auch noch einige musikalische Engagements in Ludwigshafen auf ihn.
Was zeitgenössische Reimdichtung angeht, ist ein größeres Projekt mit einer Reihe von SoloKantaten zu einem Gedichtezyklus von Uwe Lammla geplant. Die Arbeit geht Christian Glowatzki also erstmal nicht aus.
„Die Zeit legt ab ihr altes Kleid“,
Lieder im Volkston zu zeitgenössische Dichtern, ist erschienen im Arnshaugk-Verlag, Thüringen
Das Liederbuch kostet 10 Euro, die gleichlautende CD kostet 14 Euro.